Nachruf


Nachruf auf Prof. Dr. Rolf Kießling †

25.07.1941 - 22.06.2020



Rolf Kießling wurde bereits 1974 in die Schwäbische Forschungsgemeinschaft (SFG) gewählt, nachdem er mit ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen hervorgetreten war, vor allem mit seiner Dissertation zu „Bürgerliche Gesellschaft und Kirche in Augsburg im Spätmittelalter“. In der Folgezeit arbeitete er in der SFG mit und wurde zu Jahresbeginn 2000 als Nachfolger von Pankraz Fried zum 1. Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig übernahm er die Leitung der Schwäbischen Forschungsstelle Augsburg, die das Gelenk zwischen der Forschungsgemeinschaft und der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften bildet. Er hat beide Funktionen bis zum Frühjahr 2016 erfüllt und auch in den folgenden Jahren unermüdlich und unterstützenden Anteil genommen.


Der vielfache Preisträger hatte während seiner Tätigkeit als Vorsitzender große Herausforderungen zu bewältigen: Es galt, die Stelle der wissenschaftlichen Mitarbeiterin auf Dauer zu sichern und die drängenden Raumfragen zu lösen. Schrittweise bezog die SFG die heutigen Geschäftsräume im alten Universitätsgebäude an der Eichleitnerstraße. Die Förderung durch den Bezirk Schwaben, die seit Jahrzehnten gegeben war, wurde auf eine neue Grundlage gestellt und durch eine entsprechende Satzungsänderung die Verbindung zum Bezirk und zum Lehrstuhl für bayerische und schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg verstetigt.


Rolf Kießling hat sich vor allem auch für das überregionale wissenschaftliche Ansehen und für die vielfältige Publikationstätigkeit der SFG eingesetzt. Dazu gehörten Richtlinien für Editionen und die Manuskriptgestaltung ebenso wie Autorenverträge und die Bildung von Arbeitsausschüssen für Veröffentlichungsreihen. In seiner Zeit als Vorsitzender erschienen insgesamt 66 Veröffentlichungen. Das zeitliche Spektrum reichte dabei vom Frühmittelalter bis in das 20. Jahrhundert. Neben langjährigen Autoren erhielten zahlreiche junge Historikerinnen und Historiker die Möglichkeit, sich einen Namen zu machen. Rolf Kießling war ein Ideengeber, der den fachlichen Austausch pflegte und immer für Neues aufgeschlossen war, wenn es seinem hohen wissenschaftlichen Anspruch genügte. 2019 konnte die SFG auf 70 Jahre einer wechselvollen und manchmal schwierigen Entwicklung zurückblicken, die aber erfolgreich den Anteil Schwabens an der landesgeschichtlichen Forschung in Bayern und im gesamten süddeutschen Raum bekräftigt hat.        

 

Dr. Gerhard Hetzer